Nachdem ich 2,5 Monate in London verbracht hatte, sehnte ich mich nach ein bisschen Natur. Da ich nach meinem Auslandssemester noch ein wenig Zeit hatte bevor ich zurück nach Deutschland musste, entschied ich mich dazu Schottland noch einen kurzen Besuch abzustatten, Schottland steht schon sehr lange auf meiner Reiseliste ganz weit oben. Von London fuhr ich in neun langen Stunden mit dem Bus nach Edinburgh, der National Express fährt täglich 6-7 Mal von der London Victoria Coach Station nach Edinburgh direkt ins Zentrum.
Bereits in den ersten 5 Minuten verliebte ich mich in diese Stadt! Edinburgh ist einfach wunderschön! Ich plante vier Tage dort zu bleiben, um mir hauptsächlich die Stadt anzuschauen und vielleicht einen 1-Tages-Trip in die Highlands einzubauen. Von den Highland Experience Tours bekam ich die Möglichkeit deren „Loch Ness, Glen Coe & the Highlands“-Tour mitzumachen, welche mich in einem Tag zu den genannten Highlights brachte.
Die Tour startete um 8 Uhr von der bekannten Royal Mile in Edinburgh und führte uns gen Norden, über den Firth of Forth vorbei an der Forth Bridge (die erste Brücke, die komplett aus Stahl gefertigt wurde, Fertigstellung 1890) und weiter vorbei an Perth und bis nach Pitlochry, ein kleiner Ort mit weniger als 3000 Einwohnern, hier legten wir den ersten Stopp ein. Bis hier her hatten wir bereits zwei Stunden Weg hinter uns. Die Landschaft änderte sich bereits, rechts und links der gewundenen Straße grüne Nadelwälder und Gebirge. Mit einem warmem, frisch gebackenen Apfel-Rosinen-Scone in der Tasche ging es weiter.
Nach 45 Minuten erreichten wir das Tor zu den Highlands, die Straße windete sich durch die Gebirge und grünen Hügel. Knall-gelbe Blüten sorgten für Farbtupfer in der Landschaft.
Unser Tour-Guide Michael erklärte mir, dass sich die Landschaft hier fast monatlich verändert und oft ihre Farbe wechselt. Auch bunte Fingerhüte sieht man überall an den Straßenrändern.
Wir durchquerten Inverness und fuhren weiter zu unserem nächsten größeren Ziel: Loch Ness. („Loch“ steht für See). Ja genau, hier stammt die Geschichte des Ungeheuers „Nessie“ her. Eine 1-stündige Fahrt mit einem Katamaran schipperte uns über den großen See. Für die Gegend typisch: Nieselregen, also die Regenjacke nicht vergessen! :)
Ein Seeungeheuer habe ich nicht entdeckt. Dafür tiefschwarzes Wasser und schöne Gebirgslandschaft entlang des Sees. Loch Ness gilt als der zweitgrößte See in Schottland und hat aufgrund seiner Tiefe das mit Abstand größte Wasservolumen aller schottischen Seen.
Zurück in den Bus und weitere 1,5 Stunden Fahrt führte uns zum nächsten großen Highlight dieses Trips: Glen Coe! Schon so oft hatte ich Bilder dieser Gegend („Glen“ schottisch für Tal) bewundert, Glen Coe war der Hauptgrund, weswegen ich unbedingt auf diese Tour wollte… und ich wurde nicht enttäuscht. Die ganzen Landschaften vorher fand ich zwar sehr schön, jedoch alle nicht so atemberaubend wie diese hier. Wie die meisten Berge Schottlands entstanden auch die Berge in Glen Coe durch vulkanische Aktivitäten. Durch mehrere Eiszeiten wurden die Vulkankegel durch Gletscher geschliffen. Das Tal wird durch den Fluss Coe durchflossen in den viele kleine Bäche münden, die in Wasserfällen von den Bergen herabkommen. Kein Wunder, dass die Schotten an Feen und Monster glauben, bei solch einer wunderschönen Traumlandschaft!
Von hier aus ging es dann so langsam wieder in Richtung Edinburgh. Die Straße führte entlang vieler Wiesen auf denen Pferde, … Entschuldigung, … Einhörner grasten (darauf legte Tour-Guide Michael großen Wert!). Tief beeindruckt und hypnotisiert von der traumhaft schönen Landschaft nickte ich immer wieder ein in meine eigene Traumwelt von Feen, Einhörnern und Seeungeheuern. Es war ein echt wundervoller Kurztrip in die schottischen Highlands, und ich war ganz sicher kein letztes Mal hier! Ein Tag war perfekt um einen ersten Eindruck zu bekommen und um für eine weitere, längere Reise in diese Gegend angefixt zu werden.
